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World of Gothic







Das Spiele-Magazin PowerPlay veröffentlichte im Januar 2001 einen Preview-Artikel zu Gothic, geschrieben von SpiritsNatur. Da das Magazin und die dazugehörige Webseite seit vielen Jahren nicht mehr existiert, veröffentlichen wir diesen Artikel direkt bei World of Gothic.

Gothic

Tom Putzki und Thorsten Dinkheller kamen extra vorbei, schwärmten uns stundenlang von Gothic vor und zeigten uns allerhand. Doch wir Redakteure müssen uns viel anhören und sollen noch mehr glauben. Zur Überraschung aller verliessen uns die Gothic-Macher jedoch nicht, ohne uns eine spielbare Version dazulassen.

Piranha Bytes hatte von Anfang an versprochen, ein komplexes Rollenspiel zu bieten, ohne den ambitionierten Abenteurer mit wüsten Zahlenkolonnen zu konfrontieren. Beides scheint ihnen mit Bravour zu gelingen. Die Strafkolonie, in die es den Protagonisten versetzt, entpuppt sich als äußerst umfangreich. Verschiedene Fraktionen teilen sich das begrenzte Gebiet und annährend jede Handlung wird ihre Auswirkungen auf die vorherrschenden Machtverhältnisse haben. Noch einmal zur Erinnerung: Vorrangiges Ziel wird die Flucht aus dem Gefängnis sein. Zum Glück gibt es da eine alte Prophezeiung und es hat den Anschein, dass ausgerechnet ihr derjenige seid, der den Weg hinaus zu ebnen vermag.

Obwohl der Sträfling mit Freiheitsdrang etliche Fähigkeiten erlernen kann, werdet ihr keine drögen Zahlen studieren müssen, um eure Fertigkeiten erkennen zu können. Beispielsweise wird das Geschick im Umgang mit Waffen zum einem visuell dargestellt und zum anderen veranschaulichen Begriffe wie "Anfänger" eure Fortschritte.
Neben "handfesten" Mitteln wie Schwertern, Keulen, Bogen oder Armbrüsten darf im weiteren Verlauf sogar Magie erlernt werden. Besonders interessant im Schlagabtausch mit NSCs ist die Tatsache, dass diese grundsätzlich nicht getötet werden. Vielmehr wird auf den Gegner so lange eingedroschen, bis dieser benommen am Boden liegt. Danach habt ihr selbst die Wahl, ob ihr es dabei belasst oder zum finalen Stoß ansetzt. Aber Vorsicht! Gerade das Töten von Gildenangehörigen wird nicht teilnahmslos hingenommen und kann schwerwiegende Auswirkungen auf zukünftige Unternehmungen haben.

Infobox
Erster Eindruck
Bezüglich ihrer Ankündigungen, durch was sich Gothic so alles auszeichenen wird, haben die Macher von Gothic Wort gehalten. Annährend jeder Bewohner hat seinen festen Tagesrhythmus, selbst Monster stehen nicht regungslos an der nächsten Biegung in einem Dungeon und erwachen erst zum Leben, wenn sie euch sehen. Je nach Tages- oder Nachtzeit kann der freundliche Händler vom Markt seinen Verkaufsstand verlassen und gerade in seiner Hütte am Essen oder Schlafen sein. Ebenso ergeht es dem garstigen Kobold, der auch mal kurz hinter dem nächsten Felsen verschwindet, um etwas zu erledigen. Die künstliche Intelligenz hat uns schon bei dieser Vorabversion beeindruckt. Ein paar Spezies neigen grundsätzlich nur in Gruppen dazu, euch zu attackieren, während sie alleine Fersengeld geben. Ein paar Mal mussten wir uns obendrein aus einem Gefecht zurückziehen, was sich als gar nicht so leicht entpuppte. Wir wurden gnadenlos verfolgt. Dabei spielte es keine Rolle, ob wir über Felsen kletterten, durch einen Fluss schwammen oder einen Abhang hinuntersprangen, unsere Feinde waren uns stets dicht auf den Fersen. Wer aus typischen Action-Adventure-Szenen gewohnt ist, dass die KI strunzblöd zurückbleibt, wird bei Gothic schnell das zeitliche segnen. Selbst Thorsten Dinkheller, der uns bei der Präsentation das Verhalten der KI stolz vorführte, kam nicht umhin, mehrmals "scheiße, tot" zu murmeln.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist anfangs die Steuerung. Gerade im Kampfmodus schwenkt die Kamera leicht zur Seite, was Spieler veranlassen wird, die Laufrichtung zu korrigieren, obwohl es gar nicht nötig ist. Der Grund für diesen Schwenk ist so simpel wie einleuchtend. Da beim Nahkampf mit Waffen auch die Entfernung vom Gegner Berücksichtigung findet, soll der freie Blick auf den Kontrahenten stets gewahrt bleiben. Zudem lässt sich von der Seite die Entfernung besser abschätzen. Wir wollen ja schließlich nicht, dass unser Held fortwährend ins Leere schlägt! Wenn keine allzu großen Katastrophen mehr dazwischen kommen, dürfte Gothic es wirklich bis zum März in die Läden schaffen. Die uns vorliegende Vorabversion zeigt schon jetzt, dass das Spiel den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Gothic bietet Features und eine ähnlich hohe Komplexität, die ambitionierte Rollenspieler zuletzt im seeligen Ultima VII finden konnten und hat bereits jetzt einen entscheidenden Vorteil gegenüber Ultima IX: Selbst die noch nicht optimierte Preview-Version läuft flüssiger als die zuletzt gepatchte Version des Origin-Konkurrenten.



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